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Wie entstand die LEGO® SERIOUS PLAY® Methode?

Die Geschichte der LEGO® SERIOUS PLAY® Methode

Krisen zwingen zum Umdenken und eröffnen Chancen. In den 1990er Jahren stand LEGO® vor einem Wendepunkt: Sinkende Gewinne und ein sich verändernder Spielzeugmarkt machten deutlich, dass das Traditionsunternehmen neue Wege gehen musste. So entstand die bahnbrechende Idee von LEGO® SERIOUS PLAY® – und damit begann ihre Geschichte. Was als kreative Antwort auf strategische Herausforderungen begann, entwickelte sich zu einer weltweit genutzten Innovationsmethode. Sie zeigt, wie das spielerische Bauen mit den Händen dabei helfen kann, komplexe Gedanken sichtbar zu machen und Organisationen auf ganz neue Weise zu stärken.

Alles beginnt mit einer Krise

Die 1990er Jahre waren für das dänische Familienunternehmen LEGO® eine Zeit des Umbruchs. Nach Jahrzehnten des Erfolgs geriet das Unternehmen zunehmend unter Druck: Digitale Spiele gewannen an Bedeutung, der klassische Spielzeugmarkt schrumpfte, und die Gewinne sanken. Es war klar: LEGO® musste sich neu erfinden, wenn es weiterhin relevant bleiben wollte.

Viele andere Unternehmen standen vor derselben Herausforderung: In einer immer komplexeren und schnelllebigeren Welt mussten sie neue Wege finden, um Innovation, Strategie und Zusammenarbeit zu fördern. Klassische Methoden des Brainstormings oder der Strategieentwicklung reichten oft nicht mehr aus.

Die Idee: Mit den Händen denken

Die eigentliche Keimzelle der LEGO® SERIOUS PLAY® Methode, kurz LSP genannt, entstand im Jahr 1996. Zwei zentrale Akteure waren dabei massgeblich beteiligt:

  • Johan Roos, Professor für Strategie und Management
  • Bart Victor, Professor für Betriebswirtschaft an der IMD Business School in Lausanne

Beide hatten sich intensiv mit der Frage beschäftigt, wie sich strategisches Denken in Organisationen verbessern liesse. Dabei kamen sie zu einem spannenden Ansatz: Menschen denken anders, wenn sie ihre Hände benutzen. Durch das Bauen mit LEGO®-Steinen konnten abstrakte Gedanken sichtbar, greifbar und diskutierbar gemacht werden.

Diese Idee nannten sie «Serious Play» – also «ernsthaftes Spielen».

LEGO® wird neugierig

Zur gleichen Zeit suchte auch LEGO® selbst nach neuen Ideen, um das eigene Produktportfolio zu erweitern. Johan Roos und Bart Victor traten mit ihrem Konzept an das Unternehmen heran. Dort trafen sie auf Robert Rasmussen, einen langjährigen LEGO®-Mitarbeiter mit Hintergrund in Bildung und Didaktik.

Rasmussen erkannte sofort das Potenzial der Methode. Gemeinsam mit Roos und Victor begann er, erste Prototypen von Workshops zu entwickeln und zu testen. Das Ziel bestand darin, eine strukturierte Methode zu schaffen, mit der Teams mithilfe von LEGO®-Steinen gemeinsam komplexe Fragen beantworten können.

Von der Idee zur Methode

In den folgenden Jahren arbeitete ein kleines, interdisziplinäres Team daran, die Methode weiterzuentwickeln. Finanziert wurde das Projekt zunächst durch LEGO® selbst, das in der SERIOUS PLAY® Methode eine vielversprechende Innovation sah.

Die Methodik wurde systematisiert, getestet und für unterschiedliche Anwendungsbereiche angepasst. Im Jahr 2002 wurde die LSP-Methode schliesslich offiziell vorgestellt. Sie richtete sich anfangs an Unternehmen, die ihre Strategiearbeit, Teamentwicklung oder Innovationsprozesse optimieren wollten.

LEGO® gründete ein Tochterunternehmen, das sich ausschliesslich der Vermarktung und Weiterentwicklung von LSP widmete. Es wurden spezielle LEGO® SERIOUS PLAY®-Sets entwickelt, die bestimmte Formen und Bausteine enthielten, um kreatives Denken zu fördern.

Zugleich begann man damit, sogenannte Facilitatoren, also Moderatoren, auszubilden, die die Methode professionell in Workshops einsetzen konnten. Diese Ausbildungen wurden weltweit angeboten, oft in Zusammenarbeit mit Unternehmensberatern, Trainern und Coaches.

Ein Wandel: Vom geschlossenen zum offenen System

Bis 2009 war die LEGO® SERIOUS PLAY® Methode ein geschlossenes, lizenziertes System. Das hiess: Wer die Methode anwenden wollte, musste sich offiziell zertifizieren lassen und spezielle Materialien verwenden.

Doch dann kam die Kehrtwende: LEGO® entschied sich, die Kernprinzipien der Methode als Open Source zu veröffentlichen. Seither sind die Grundbausteine der Methode frei verfügbar, was zu einer weltweiten Verbreitung und Weiterentwicklung geführt hat.

Diese Öffnung hatte weitreichende Folgen: Es entstanden zahlreiche neue Anwendungsfelder, von Schulen über NGOs bis hin zu Innovationslaboren. Auch die Community wuchs rasant. Heute gibt es weltweit Tausende Facilitatoren, die in den unterschiedlichsten Kontexten mit der Methode arbeiten.

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Weiterführende Quellen

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